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Fotos aus Frankreich  
   
   
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Tuchan - Tourist-Information  
   

 

 
   


**Tuchan** – ein markanter Name im wilden Corbières-Gebirge, geprägt von Wind, Rebhängen und einem Turm, der über das Tal wacht.

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**Tuchan**
Ort: Tuchan
Region: Occitanie
Département: Aude
Einwohner: rund 400
Lage: In den östlichen Corbières, etwa 35 Kilometer südöstlich von Carcassonne und 20 Kilometer westlich von Perpignan. Das Dorf thront auf einem Felsvorsprung in 280 Metern Höhe, direkt an der Grenze zwischen dem mediterranen Tiefland und dem gebirgigen Hinterland. Blick Richtung Osten: das breite Tal der Agly, Reben bis zum Horizont. Blick Richtung Westen: steile Hänge, Kiefern, Ginster – und der berühmte Turm, der über allem wacht.

**Gründung & Geschichte**
Tuchan existiert seit der gallorömischen Zeit – archäologische Funde belegen eine Siedlung aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Im Mittelalter wurde es Teil des mächtigen Feudalnetzes der Grafen von Roussillon. Der Name stammt vermutlich vom lateinischen *tuticanum* – „Wachposten“, „Warte“.
Der heutige Turm, *Tour de Tuchan*, wurde im 12. Jahrhundert als Signal- und Verteidigungsbau errichtet. Er gehörte zu einer Kette von Wachtürmen, die von der Küste bis ins Landesinnere reichte. Während der Albigenserkriege diente Tuchan als Zufluchtsort, später als Grenzposten zwischen Frankreich und Aragon.
1944 wurde das Dorf bei Kämpfen zwischen der Wehrmacht und der Résistance schwer beschossen; der Turm blieb – als stummer Zeuge.
Ein ehemaliger Lehrer notierte: *«Tuchan n’a pas de passé – il a une sentinelle.»*

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**Anreise, beste Reisezeit & Unterkunft**
Erreichbar über die D11 von Durban-Corbières oder die D611 von Villeneuve-les-Corbières. Die Zufahrt windet sich bergauf – schmal, gut asphaltiert, mit Ausweichbuchten.
Kein Bahnhof im Ort; nächster Halt: Durban-Corbières (SNCF, Linie Narbonne–Portbou).
Beste Reisezeit: April–Mai oder September–Oktober. Dann weht der *Tramontane*-Wind kühl durch die Gassen, die Reben sind grün oder golden, und die Hitze hat noch nicht oder nicht mehr zugeschlagen.
Unterkünfte: Ein *gîte* in einem restaurierten Winzerhaus mit Innenhof, ein kleines *chambre d’hôtes* mit Blick auf den Turm, kein Hotel. Reservierung per E-Mail – oft erst nach persönlicher Antwort.

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**Sehenswürdigkeiten**
Tour de Tuchan: 22 Meter hoher Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert, einer der besterhaltenen seiner Art in den Corbières. Frei zugänglich – Treppenstufen aus Stein, kein Geländer, Ausblick über das Agly-Tal bis zu den Pyrenäen.
Église Saint-Martin: bescheiden, romanisch, mit einer bemalten Holzdecke aus dem 17. Jahrhundert. Glocke von 1682 – noch in Funktion.
Domaine de la Tour: Weingut am Fuße des Dorfs, spezialisiert auf Carignan und Grenache aus alten Reben. Degustation im Schatten einer hundertjährigen Platane.
Sentier des Douaniers: alter Pfad der Zöllner und Schmuggler, führt durch Rebberge und Felsformationen bis nach Cases-de-Pène. Gut markiert, selten begangen.

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**Marktszene**
Kein Wochenmarkt im Ort. Dafür:
– Jeden Samstagvormittag öffnet der Hof des Domaine de la Tour für Direktverkauf: Wein in Kanistern, Olivenöl, getrocknete Feigen.
– Im Dorfladen (geöffnet Di + Fr, 9–12 Uhr): Wurst aus Wildschwein, Oliven aus Fitou, Brot aus dem Holzofen von Durban, Kräutersalz aus Thymian und Rosmarin der Corbières.
– Im *Café de la Tour* – ein Tisch unter einer rostigen Laterne – trifft man sich auf ein *noix* (Walnusslikör) oder einen *blanc-cassis*. Keine Speisekarte. Wer Hunger hat, bringt Brot mit.
Ein Winzer sagt: *«Chez nous, le commerce commence quand on cesse de compter.»*

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**Volksfest**
*Fête du Vent* im November – zu Ehren des *Tramontane*, der hier mit bis zu 120 km/h durch das Tal fegt.
Keine Bühne, kein Trubel. Dafür ein gemeinsames Abendessen im Dorfsaal: *cassoulet* mit schwarzen Bohnen aus Tarbais, geräuchertem Lamm, Rotwein aus dem Fass.
Abends liest ein alter Metzger aus seinen Erinnerungen – Geschichten von Schmugglern, die bei Sturm Wein über die Grenze trugen, weil niemand sie hörte.
Ein Gast aus Bordeaux meint: *«Ici, le vent n’est pas un obstacle – c’est un complice.»*

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**Prominente Persönlichkeiten und Legenden**
Keine berühmten Namen. Aber Respekt vor Jean Balsan, der 1943 den Turm als Funkstation für die Résistance nutzte – und nie dafür belohnt wurde.
Eine Legende erzählt, dass im Fundament des Turms ein Stein eingemauert ist, auf dem in arabischer Schrift steht: *„Wer hier wacht, wacht für alle.“* Niemand hat ihn gesehen. Aber man zeigt Kindern die Stelle, wo er sein soll – immer bei Vollmond.

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**Literarisch-poetischer Nachklang**

Tuchan steht nicht –
es hält Wache.

Sein Turm reckt sich
nicht in den Himmel,
sondern in den Wind,
der hier
kein Wetter ist,
sondern ein Urteil.

Die Reben wachsen
schräg,
weil sie lernen mussten,
sich zu beugen –
nicht zu brechen.

Und wer am Abend
im Dorf sitzt,
hört nicht das Schweigen –
sondern das Summen
der Steine,
die noch immer
wissen,
was vorbeizog:
Kaiser,
Ketzer,
Zöllner,
Träumer.

Tuchan fragt nicht,
wer du bist.
Es prüft,
ob du
dem Wind
standhalten kannst.

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