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Fotos aus Frankreich  
   
   
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Muster - Tourist-Information  
   

 

 
   

 


**Truilh** (in manchen Quellen auch **Truel** geschrieben, französisch offiziell: **Truilh**) ist einer der verborgenen Orte im Herzen der Cévennen, fast unscheinbar auf der Karte, aber von großer landschaftlicher und historischer Dichte.

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**Truilh**
Ort: Truilh (Truel)
Region: Occitanie
Département: Lozère
Einwohner: rund 60
Lage: Im tiefen Tal der Truyère, am Rand des Parc national des Cévennes, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Mende und 25 Kilometer südwestlich von Saint-Chély-d’Apcher. Das Dorf klammert sich an einen steilen Hang über dem Fluss, umgeben von Buchenwäldern, Schieferfelsen und alten Maultierpfaden. Blick Richtung Westen: das Hochplateau Aubrac. Blick Richtung Osten: die dunklen Wälder der Margeride.

**Gründung & Geschichte**
Truilh entstand vermutlich im 12. Jahrhundert als Weiler von Hirten und Holzkohlensiedlern. Sein Name leitet sich vom okzitanischen *truèlh* ab – „Loch“, „Höhle“, „Schlucht“ – und deutet auf die enge, fast klammartige Lage im Tal der Truyère hin.
Im 16. Jahrhundert wurde das Dorf Zufluchtsort für Waldenser und später für Camisards – jene protestantischen Aufständischen, die in den Cévennen gegen die Aufhebung des Edikts von Nantes kämpften. Viele Häuser haben noch heute versteckte Kammern hinter Kaminen oder unter Dielen.
1936 wurde der Ort fast aufgegeben; nur drei Familien blieben. Erst in den 1980er Jahren kamen Handwerker, Lehrer im Ruhestand und ein Schmied aus Lyon zurück – nicht aus Nostalgie, sondern aus Sehnsucht nach Stille.
Ein ehemaliger Lehrer schrieb in sein Gemeindebuch: *«Truilh n’a pas d’histoire écrite – elle a des souvenirs cousus dans les murs.»*

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**Anreise, beste Reisezeit & Unterkunft**
Erreichbar über die D986 von Saint-Chély-d’Apcher oder die D22 von Saint-Alban-sur-Limagnole. Die letzte Zufahrt ist eine schmale Serpentinenstraße, nicht für Wohnmobile geeignet.
Kein Bahnhof im Umkreis von 30 km; nächster Halt: Saint-Chély-d’Apcher (SNCF, Linie Clermont-Ferrand–Béziers).
Beste Reisezeit: Mai–Juni oder September. Dann blühen die Wiesen mit Enzian und Alpenveilchen, die Truyère führt klares Schmelzwasser, und die Mücken sind noch nicht da.
Unterkunft: Ein restauriertes *mas* vermietet Zimmer (keine Rezeption, kein Frühstücksbuffet – dafür hausgemachte Konfitüre und Holzfeuer im Salon). Ein Zeltplatz am Flussufer – ohne Strom, mit Quellwasser und Komposttoilette. Reservierung per handschriftlichem Brief oder Anruf auf Anrufbeantworter.

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**Sehenswürdigkeiten**
Église Saint-Pierre: winzige Kirche aus dem 15. Jahrhundert, errichtet aus lokalem Schiefer. Innen ein hölzernes Kruzifix, das der Legende nach von einem camisardischen Schreiner geschnitzt wurde.
Moulin à eau: altes Wasserrad am Ufer der Truyère, bis 1952 in Betrieb. Heute still, aber intakt – manchmal dreht es sich noch bei Hochwasser.
Sentier des Bateliers: alter Pfad entlang des Flusses, einst genutzt zum Transport von Holz und Eisen. Heute Wanderweg – markiert, kaum begangen, führt bis zur ehemaligen Schmiede von La Bastide-Puylaurent.
Pont de Truilh: steinerner Bogen über die Truyère, erbaut 1821. Keine Geländer, nur zwei Spuren für Eselskarren.

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**Marktszene**
Kein Markt. Kein Supermarkt.
Dafür:
– Jeden ersten Samstag im Monat verkauft Madame Viala im Hof ihres Hauses Käse vom Aubrac, getrocknetes Rindfleisch (*viande séchée*) und Holunderblütenlikör.
– Im Dorfladen (geöffnet Mi + Sa, 10–12 Uhr): Bucheckerhonig, selbstgezogene Bohnen, Holzspäne zum Räuchern, Brot aus dem Dorfbackofen.
– Im *Café de la Truyère* (eigentlich nur ein Tisch im Schuppen eines Rentners): abends ein Glas *Marc des Cévennes*, dazu Schweigen oder Geschichten über den Winter 1956, als der Schnee bis zu den Fensterbrettern reichte.
Ein alter Hirte sagt: *«Ici, on ne paie pas avec de l’argent – on paie avec du temps.»*

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**Volksfest**
*Fête du Feu* am 21. Juni – zur Sommersonnenwende.
Keine Musik, keine Stände. Dafür wird am Abend ein Feuer auf dem Platz vor der Kirche entzündet, gespeist aus trockenem Ginster und alten Dachschindeln.
Gemeinsam isst man *potée cévenole* – Kohl, Kartoffeln, geräuchertes Schweinefleisch – aus einem einzigen Kessel.
Ein junger Mann spielt auf einer selbstgebauten Ziegenbalg-Dudelsack-Imitation (*bodega*). Niemand tanzt. Aber alle wärmen sich – an der Glut, nicht am Feuer.
Ein Besucher aus Lyon flüstert: *«Ce n’est pas une fête – c’est un acte de résistance douce.»*

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**Prominente Persönlichkeiten und Legenden**
Keine berühmten Namen. Aber Respekt vor Madame Roux, die 1943 drei camisardische Flüchtlinge versteckte – und nie davon sprach, bis zu ihrem Tod 2001.
Eine Legende erzählt, dass unter dem Pont de Truilh ein Schatz versteckt liegt – nicht aus Gold, sondern aus verbotenen Büchern: Bibeln in okzitanischer Sprache, gedruckt in Genf, 1687. Der Fluss soll sie bei Hochwasser manchmal freigeben – aber nur für jene, die stumm bleiben.

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**Literarisch-poetischer Nachklang**

Truilh hört nicht auf,
zu existieren –
weil es nie aufgehört hat,
zu warten.

Seine Mauern
sind aus Schiefer,
sein Herz
aus Asche
und Hirtenmelodien.

Wer hier spricht,
spricht leise –
nicht aus Angst,
sondern aus Rücksicht
auf das Schweigen,
das schon da war,
bevor die Straße kam.

Und wenn der Nebel
vom Fluss steigt,
sieht man nicht das Dorf –
man sieht,
wie es
sich versteckt
vor der Welt,
die vergessen hat,
dass manche Orte
nur atmen,
wenn man sie
allein lässt.

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