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Trois-Épis (Drei Ähren)
Kurzbiografie
Name: Trois-Épis (deutsch: Drei Ähren)
Gründung: Wallfahrtsort seit 1491
Lage: Elsass, Département Haut-Rhin, Region Grand Est, Frankreich
Höhenlage: ca. 680 Meter über dem Meeresspiegel, oberhalb von Turckheim und Colmar
Einwohnerzahl: etwa 600
Bekannt für: Marienwallfahrt, Heiligtum „Notre-Dame des Trois-Épis“ und Kurorttradition
Nationalität: Französisch
Ausführliche Beschreibung
Trois-Épis, deutsch „Drei Ähren“, ist ein kleiner, aber geschichtsträchtiger Wallfahrts- und Luftkurort im Elsass. Hoch über der Rheinebene, eingebettet in die bewaldeten Vogesen, liegt dieser Ort wie eine Oase der Ruhe zwischen Himmel und Erde. Die Geschichte von Trois-Épis ist eng verwoben mit einer Marienerscheinung im Jahr 1491 – ein Ereignis, das das Schicksal dieses Ortes bis heute prägt und ihn zu einem spirituellen Zentrum der Region machte.
Die Legende der drei Ähren – Ursprung eines Wunders
Der Ursprung von Trois-Épis geht auf den 3. Mai 1491 zurück. In jener Zeit, als Europa noch von Aberglauben, Pest und Hunger geprägt war, soll in der Nähe des heutigen Dorfes einem Schmied namens Thierry Schoeré (oder Schoeri) aus Orbey die Jungfrau Maria erschienen sein.
Maria soll ihm drei goldene Ähren gezeigt haben – Symbol des Glaubens, der Hoffnung und der Barmherzigkeit – und ihn ermahnt haben, die Menschen zu Reue und Buße aufzurufen. Diese drei Ähren standen sinnbildlich auch für Frieden und Fruchtbarkeit, denn das Elsass war damals von Missernten und Not gezeichnet.
Die Kunde von der Erscheinung verbreitete sich schnell. Schon bald pilgerten Menschen aus dem ganzen Elsass, aus Lothringen, der Schweiz und dem Schwarzwald hierher. Sie brachten ihre Sorgen, Krankheiten und Bitten – und mit der Zeit entstand ein Wallfahrtsort, der zu einem der wichtigsten in der Region wurde.
Das Heiligtum Notre-Dame des Trois-Épis
Bereits kurz nach der Erscheinung wurde an der Stelle eine kleine Kapelle errichtet. Diese erste Kapelle wurde bald zu klein, und im 16. Jahrhundert entstand eine größere Wallfahrtskirche, die den Namen Notre-Dame des Trois-Épis erhielt.
Während der Reformation und den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts kam die Wallfahrt jedoch zum Erliegen. Die Kapelle wurde teilweise zerstört, das Gelände verfiel. Erst im 17. Jahrhundert, mit der Rückkehr des katholischen Glaubens ins Elsass, erlebte der Ort eine Wiederbelebung.
Die heutige neugotische Kirche wurde im 19. Jahrhundert errichtet und später von den Redemptoristen betreut. Sie steht bis heute im Zentrum des kleinen Ortes – schlicht, aber eindrucksvoll, mit einem hohen Turm, der über die Wälder der Vogesen blickt. Im Inneren finden sich Darstellungen der drei Ähren, oft in Gold gefasst, und eine Statue der Muttergottes, die an die Erscheinung erinnert.
Ein Ort zwischen Himmel und Erde
Trois-Épis liegt auf etwa 680 Metern Höhe, an einem Hang über dem Winzerdorf Turckheim. Von hier aus bietet sich ein weiter Blick über die Rheinebene, bei klarer Sicht bis zum Schwarzwald. Die Lage selbst trägt zur besonderen Atmosphäre bei: Das Licht ist weich, die Luft rein, und das Grün der Wälder verleiht dem Ort etwas zutiefst Friedliches.
Im 19. Jahrhundert wurde Trois-Épis nicht nur als Wallfahrtsort, sondern auch als Luftkurort entdeckt. Ärzte empfahlen den Aufenthalt wegen des milden Bergklimas. Sanatorien und Pensionen entstanden, darunter auch das bekannte „Grand Hôtel“, das einst Gäste aus ganz Europa anzog.
Vom Wallfahrtsort zum Kurort
Der religiöse Charakter von Trois-Épis wurde im 20. Jahrhundert ergänzt durch eine medizinische und touristische Dimension. Die reine Luft, die Nähe zu Colmar und die ruhige Lage machten den Ort attraktiv für Erholungssuchende.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Ort unter französische Verwaltung, nachdem er zuvor Teil des deutschen Kaiserreichs gewesen war. In dieser Zeit wurde der Wallfahrtsbetrieb von der Kirche systematisch neu organisiert. Zahlreiche Pilgergruppen, insbesondere aus dem Elsass und aus Baden, machten Trois-Épis zu einem Ziel geistlicher Einkehr.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Heiligtum teilweise beschädigt, aber bald nach Kriegsende wieder aufgebaut. In den 1950er- und 1960er-Jahren entwickelte sich Trois-Épis zu einem Ort des geistlichen Tourismus – mit Exerzitien, Kinderfreizeiten, und Wallfahrten zu Mariä Himmelfahrt.
Das Symbol der drei Ähren – Glaube, Natur und Ernte
Die drei Ähren, das zentrale Symbol des Ortes, haben im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Bedeutungen angenommen. Ursprünglich religiös verstanden – als Zeichen der göttlichen Fülle und des Segens – wurden sie im 19. und 20. Jahrhundert auch zu einem Symbol der Verbundenheit von Mensch und Natur.
Im landwirtschaftlich geprägten Elsass stehen sie für das Brot, die Fruchtbarkeit des Bodens und die Hoffnung auf Ernte. In Kirchenfenstern und Denkmälern sind sie bis heute zu sehen – drei Ähren, die aus einer Hand oder einem Lichtstrahl wachsen, Sinnbild der göttlichen Gabe.
Kunst, Architektur und Atmosphäre
Die Architektur von Trois-Épis ist geprägt von einem harmonischen Nebeneinander aus Spiritualität und Erholungskultur. Die Kirche Notre-Dame des Trois-Épis dominiert den Ortskern – ihr hoher Turm ist schon von weitem sichtbar. In ihrem Inneren herrscht eine ruhige, fast ländliche Sakralität: helle Steine, Glasfenster mit goldenen Ähren, eine schlichte Marienfigur.
Rund um die Kirche stehen Gebäude aus der Belle Époque: Villen, ehemalige Sanatorien, Gasthäuser mit schmiedeeisernen Balkonen und Holzverzierungen. Der Ort hat einen eigenen Rhythmus – ein stilles Atmen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die Umgebung ist ein Paradies für Wanderer. Wege führen durch Kastanien- und Buchenwälder, vorbei an Quellen und Aussichtspunkten. Besonders beliebt ist der Weg nach Niedermorschwihr oder zum Galtz-Denkmal, einem monumentalen Christusbild, das in den 1930er-Jahren auf einem Hügel errichtet wurde. Es erinnert an den Frieden nach dem Ersten Weltkrieg und blickt – symbolisch – mit offenen Armen auf das Elsass.
Der Geist von Trois-Épis
Es gibt Orte, die mehr sind als die Summe ihrer Häuser und Straßen. Trois-Épis gehört zweifellos dazu. Besucher berichten von einer eigenartigen Ruhe, einer Atmosphäre der Sammlung. Vielleicht liegt es an der Geschichte, vielleicht an der Lage – oder an der einfachen Tatsache, dass dieser Ort seit über 500 Jahren mit Gebet, Hoffnung und menschlicher Sehnsucht aufgeladen ist.
Man begegnet hier Pilgern, die in Stille beten, Spaziergängern, die den Blick ins Tal genießen, und Einheimischen, die ihr Dorf mit Stolz bewahren. Der Glaube ist hier kein museales Relikt, sondern eine lebendige Tradition – offen, gastfreundlich, zugleich tief verwurzelt.
Moderne Entwicklung und heutige Bedeutung
Heute ist Trois-Épis sowohl Wallfahrtsort als auch touristisches Ziel. Die Wallfahrtskirche wird regelmäßig von Gläubigen besucht, besonders an den großen Marienfesten im Mai und August. Zahlreiche Familien, Gemeinden und Jugendgruppen kommen, um Exerzitien oder spirituelle Wochenenden zu verbringen.
Zugleich hat der Ort seinen Charme als Luftkurort bewahrt. Kleine Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen bieten Unterkunft für Besucher, die Ruhe suchen. Das Klima ist mild, die Luft klar, und das Panorama einzigartig – ein Gegenpol zum hektischen Alltag der Städte im Elsass.
Ein Gedicht über Trois-Épis
Drei Ähren glänzen, gold und rein,
ein Zeichen aus der Himmelsklarheit fein.
Ein Schmied, ein Traum, ein Ruf so sacht,
der Glaube blüht in stiller Macht.
Vom Berg hinab zum Tal der Zeit,
trägt Trois-Épis den Frieden weit.
Fazit
Trois-Épis ist ein Ort, an dem sich Geschichte, Glaube und Natur in seltener Harmonie verbinden. Seine Wurzeln reichen tief in die religiöse Vorstellungswelt des Mittelalters, doch seine Botschaft ist zeitlos: Hoffnung, Erneuerung und die Verbindung von Mensch und Erde.
Ob man als Pilger, Wanderer oder Ruhesuchender kommt – Trois-Épis öffnet einen Raum der Stille. Die drei Ähren, die Maria einst zeigte, sind mehr als ein Symbol des Glaubens – sie sind das Sinnbild eines Ortes, der seit Jahrhunderten vom Geist des Friedens lebt.
Dieser Tagesbericht gibt einen Überblick über Trois-Épis (Drei Ähren) und die Ereignisse, die diesen Ort prägten.
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