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Pietralba - Tourist-Information |
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Pietralba – Das steinerne Tor zur korsischen Seele
Ort: Pietralba
Region: Haute-Corse (2B) – Korsika
Lage: Zwischen den Bergen des Nebbio und der Balagne, rund 25 km südlich von Bastia
Einwohner: ca. 450
Tourismusbüro:
Office de Tourisme de Pietralba
Place de l’Église, 20218 Pietralba
Tél. 04.95.47.83.12
Courriel: mairie.pietralba@orange.fr
Geöffnet: April bis Oktober, täglich von 9 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr
Ein Dorf wie aus Stein gemeißelt
Pietralba – schon der Name klingt nach Granit und Geschichte. Hoch über der korsischen Küstenebene thront das Dorf, als hätte man es einst in den Fels gegraben. Die Häuser aus hellem Schieferstein fügen sich harmonisch in die Landschaft, während der Blick weit hinaus über die Täler bis zum Mittelmeer reicht.
Bei meinem ersten Besuch, an einem klaren Nachmittag im Mai, wehte ein kühler Wind durch die engen Gassen. Ein alter Mann, der in der Sonne saß und an seinem Glas Pastis nippte, sagte zu mir:
„Hier hat jeder Stein etwas zu erzählen – man muss nur still genug sein, um zuzuhören.“
Und tatsächlich: Pietralba ist kein Ort, der laut um Aufmerksamkeit bittet. Er offenbart sich langsam, wie Korsika selbst.
Anreise und Atmosphäre
Die Straße nach Pietralba windet sich von Ponte-Leccia aus in engen Kurven bergauf. Wer sie fährt, sollte Zeit und gute Bremsen mitbringen – und am besten einen Sinn für landschaftliche Poesie. Je höher man kommt, desto weiter wird der Blick: über wilde Macchia, Kastanienhaine und die schimmernde Linie des Meeres am Horizont.
Oben angekommen, empfängt einen eine Stille, die man in Mitteleuropa kaum noch kennt. Das einzige, was man hört, ist das Läuten der Kirchenglocke und das ferne Bellen eines Hundes.
Ein Einheimischer, den ich auf dem kleinen Platz traf, fasste es so zusammen:
„In Pietralba kommt man nicht an – man kehrt zurück. Auch wenn man nie hier war.“
Dorfleben und Menschen
Die Dorfbewohner leben in einem Rhythmus, den man getrost korsisch nennen kann: ruhig, bestimmt, unbeeindruckt von der Außenwelt. Morgens trifft man sich beim kleinen Café am Kirchplatz, wo der Espresso stark ist und die Gespräche leise.
Im Sommer, wenn die Touristen durch die Balagne ziehen, bleibt Pietralba erstaunlich gelassen. Hier kommt nur, wer die Ruhe sucht – Wanderer, Fotografen, ein paar Korsika-Liebhaber. Die Atmosphäre ist familiär, fast vertraulich.
Eine Wirtin erzählte mir schmunzelnd:
„Hier kennt jeder jeden. Und wenn jemand Fremdes kommt, wissen wir’s schon, bevor er am Platz ankommt.“
Sehenswertes und Umgebung
Die Kirche Saint-Roch ist das Herz des Dorfes – schlicht, aber mit einer beeindruckenden Aussicht über die umliegenden Täler. Von hier führen schmale Wege zu alten Schäferhütten, Ruinen und Aussichtspunkten, die aussehen, als hätte sie ein Maler platziert.
Wanderfreunde finden in der Umgebung von Pietralba ideale Bedingungen:
– Der Weg nach Lama, einem der schönsten Dörfer Korsikas, führt durch Olivenhaine und alte Steinbrücken.
– Die Route über den Col de San Colombano eröffnet spektakuläre Blicke auf die Balagne.
– Und wer weiter hinunterfährt, erreicht die Strände von Ostriconi oder Lozari – wild, einsam, windumspielt.
Kulinarisches und Gastfreundschaft
Korsika schmeckt in Pietralba bodenständig: kräftig, ehrlich, ein wenig herb. In der kleinen Auberge Chez Marie serviert man figatellu (Wurst aus Schweineleber), brocciu-Käse und hausgemachten Kastanienkuchen.
Marie, die Wirtin, lachte, als sie mir den Nachtisch brachte:
„Der Kuchen ist wie das Dorf – einfach, aber mit Herz. Und er hält besser, wenn man ihn mit Wein runterspült.“
Die Region rund um Pietralba ist auch ein Geheimtipp für Freunde korsischer Weine. Besonders die Weißweine aus der Balagne – mineralisch, frisch und mit einem Duft nach Kräutern und Meer – passen wunderbar zu den regionalen Spezialitäten.
Übernachtung und Camping
Wer bleiben will, findet charmante Gästezimmer in alten Steinhäusern. Besonders beliebt ist das Gîte U Fiurinu, mit Blick über das Tal und einem Frühstück, das nach Rosmarin und Honig duftet.
Für Naturfreunde bietet sich der kleine Camping U Monte Grossu an, nur wenige Kilometer entfernt – einfach, ruhig und mit einem Blick, der den Atem raubt. Nachts hört man hier nur die Grillen und den Wind in den Pinien.
Feste und Traditionen
Jedes Jahr im August feiert Pietralba sein Dorffest zu Ehren des heiligen Rochus. Dann spielt Musik bis spät in die Nacht, es wird getanzt, gegessen, gesungen. Die Straßen leuchten im Kerzenschein, und der Duft von gegrilltem Lamm zieht durch das Tal.
Ein junger Musiker erzählte mir:
„In Pietralba feiern wir nicht laut, sondern lange. Und wenn der letzte Tanz gespielt ist, trinken wir auf die, die fehlen – das ist korsische Treue.“
Persönliche Notizen
Ich habe Pietralba mehrfach besucht – einmal im heißen Juli, einmal im stillen Oktober. Und jedes Mal war es anders. Im Sommer flimmert die Luft über den Steinen, im Herbst riecht alles nach Feuchtigkeit und Erde.
Was bleibt, ist das Gefühl, einen Ort betreten zu haben, der sich selbst genügt. Kein Touristendorf, kein Museum – sondern ein echtes Stück Korsika, rau und schön zugleich.
Abends, wenn die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet, färbt sich das Gestein rötlich, und man versteht plötzlich, warum man diese Insel liebt: Sie ist nicht lieblich, sondern lebendig.
„Korsika zeigt dir nie ihr ganzes Gesicht“, sagte mir ein alter Schäfer, „aber Pietralba – das ist eines ihrer ehrlichsten Profile.“
Fazit
Pietralba ist kein Ziel für Eilige, sondern ein Ort für jene, die still werden wollen. Ein Dorf aus Stein und Licht, das sich in die Erinnerung brennt – leise, aber dauerhaft.
„Wer einmal in Pietralba übernachtet, hört im Traum den Wind reden – und am Morgen weiß man, was er gemeint hat.“
Pietralba
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