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Fotos aus Frankreich  
   
   
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Muster - Tourist-Information  
   

 

 
   

 

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**Lagrasse – Wo die Zeit im Fluss der Orbieu stillsteht**

Lagrasse liegt nicht am Wasser – es liegt *im* Wasser. Nicht physisch, aber rhythmisch, zeitlich, fast sakral. Der kleine Fluss Orbieu, der sich träge durch das Dorf windet, trägt nicht nur das Licht der Corbières in seinen Wellen, sondern auch die Erinnerung an jene Mönche, die hier vor über tausend Jahren Steine fügten, als Europa noch aus Wäldern und Gebeten bestand. Die Abtei von Lagrasse, eines der besterhaltenen romanischen Ensembles Südfrankreichs, ist kein bloßes Monument – sie ist das stumme Herz des Ortes, um das sich Gassen, Plätze und Leben wie Seiten um einen stillen Kern legen.

Das Dorf selbst wirkt wie aus einem einzigen Atemzug entstanden: enge Gassen aus hellem Stein, Laubengänge, die Schatten spenden, wo die Sonne sonst gnadenlos brennt, und Fenster, hinter denen man das Ticken alter Uhren vermutet. Touristen kommen – aber anders als in den Küstenorten bleibt ihr Aufenthalt flüchtig, fast ehrfürchtig. Hier stolpert man nicht über Souvenirläden, sondern über Buchbinder, Töpfer, kleine Weingüter, die ihre Flaschen nicht exportieren, sondern an den Tisch nebenan reichen.

Lagrasse ist kein Museum der Provence, sondern ihr Gewissen. Es lehnt sich nicht in die Landschaft hinein, sondern wächst aus ihr heraus – aus dem Schiefer der Berge, dem Kalk der Mauern, dem Duft der Wildkräuter, die im Sommer die Hänge überziehen. Selbst die Brücke über den Orbieu, mit ihren sieben unregelmäßigen Bögen, wirkt weniger gebaut denn gewachsen, als hätte der Fluss sie selbst aus seinem Lauf gefaltet.

Und doch: Lagrasse ist kein Ort der puren Idylle. In den letzten Jahren spürt man die leisen Risse – den Druck der Zweitwohnungsbesitzer, die Sorge um junge Menschen, die gehen, und die Frage, ob ein Dorf, das zur *Plus Beaux Villages de France* zählt, nur noch sich selbst bewahren oder auch neu erfinden muss. Aber bis heute hält Lagrasse dagegen – nicht mit Lärm, sondern mit einer Beharrlichkeit, die tiefer geht als Marketing: mit Brot aus dem Holzofen, mit Wein, der nicht nach Marke, sondern nach Erde schmeckt, und mit dem Echo von Kirchenglocken, das sich im Wasser des Orbieu bricht, bevor es verhallt.

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