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Fécamp - Tourist-Information |
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Fécamp – Wo das Meer Geschichten erzählt
Ort: Fécamp
Region: Normandie
Département: Seine-Maritime
Einwohner: ca. 18.000
Lage: An der Alabasterküste zwischen Étretat und Saint-Valery-en-Caux, in einer tief eingeschnittenen Bucht, geschützt von weißen Kreidefelsen.
Gründung & Geschichte: Bereits in gallo-römischer Zeit besiedelt, wurde Fécamp im Mittelalter zu einem bedeutenden Fischerei- und Pilgerort. Später Zentrum des Dorschfangs und berühmt durch den Likör Bénédictine, der hier erfunden wurde.
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Wenn man aus der Richtung von Yport kommt, öffnet sich Fécamp wie ein unerwarteter Atemzug. Nach den schmalen Straßen und stillen Feldern liegt plötzlich das Meer da – ein gewaltiges, graublaues Becken, eingerahmt von Kreide und Wind. Der Hafen wirkt zuerst wie ein Durcheinander aus Masten, Seilen und Möwen, doch nach wenigen Schritten begreift man, dass hier alles seinen Rhythmus hat: den der Gezeiten, der Arbeit, des Lebens am Rand der Welt.
Am Samstagmorgen ist Markt auf dem Place du Général Leclerc. Zwischen den Fassaden aus grauem Stein stehen die Stände dicht an dicht. Es riecht nach Fisch, nach Salz, nach Algen. Händler rufen Preise, Kinder schleppen Brote größer als ihre Gesichter. Eine Frau mit einem roten Schal bietet Austern an.
„Fraîches d’hier soir,“ sagt sie stolz.
Ich kaufe sechs, stehe am Kai und esse sie direkt aus der Schale, mit etwas Zitrone, das Meer im Mund.
Über der Stadt thront die Abbatiale Sainte-Trinité, deren Mauern das Licht wie feuchter Stein trinken. Hierher kamen einst Pilger, um das Blut Christi zu verehren, das angeblich in Fécamp aufbewahrt wurde. Heute kommt man, um die Ruhe zu spüren, das Klingen der Orgel, das Echo von Jahrhunderten.
Unten im Hafen schaukeln Boote, deren Holz vom Salz grau geworden ist. Fécamp war einst einer der großen Häfen der Normandie – seine Schiffe fuhren bis nach Neufundland zum Kabeljaufang. In den Museen sieht man noch die Gesichter dieser Männer auf alten Fotos: vom Wind zerfurcht, stolz, müde.
Ein alter Fischer, den ich auf einer Bank traf, sagte:
„Le vent ici, il ne parle pas – il commande.“
– Der Wind hier spricht nicht – er befiehlt.
Und doch, in dieser Strenge liegt Schönheit. Am Abend, wenn das Licht die Kreidefelsen rosé färbt und das Meer sich beruhigt, geht man am Strand entlang. Kinder sammeln Muscheln, Möwen schreien über den Wellen, und die salzige Luft trägt Geschichten von Aufbruch und Heimkehr.
Einmal im Jahr, im Juni, feiert Fécamp das Fête de la Mer – das Fest des Meeres. Dann werden Boote geschmückt, Priester segnen die Flotte, und Blasmusik hallt zwischen den Häusern. Am Hafen tanzt man, trinkt Calvados, singt alte Lieder von Wind, Wellen und Liebe. Und selbst wer allein kommt, geht spät in der Nacht mit Freunden heim.
In der Destillerie, wo seit dem 19. Jahrhundert der berühmte Bénédictine-Likör hergestellt wird, riecht es nach Kräutern, Alkohol und Geheimnis. Der Führer flüstert:
„La recette, on dit qu’elle contient vingt-sept plantes, mais personne ne la connaît vraiment.“
– Das Rezept, heißt es, enthält 27 Kräuter – doch niemand kennt es wirklich.
Vielleicht ist Fécamp selbst so ein Rezept: ein wenig Wind, ein wenig Salz, ein Hauch Melancholie – und ein Herz, das nie ganz an Land gehört.
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Nachklang von Fécamp
Das Meer erzählt, der Fels hört zu,
im Wind verweht ein Rest von Ruh.
Und wer hier bleibt, versteht im Traum –
das Salz ist Leben, Zeit ist Schaum.
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